Suche

Aus der Praxis: So kommt kulturelle Bildung in die Kita

Kita und Schule als Lebens- und Lernort

Im Netzwerk Frühkindliche Kulturelle Bildung gibt es zahlreiche Träger, die frühkindliche kulturelle Bildung fest in ihrem pädagogischen Konzept verankert haben. Vier von ihnen teilen hier ihre wichtigsten Erfahrungen. 

"Am besten funktionieren langfristige Kooperationen"

Das Bild zeigt Natalie Kronast, die beim Fröbel e. V. den Bereich Kulturelle Bildung und Kooperationen leitet. Sie ist zwischen 40 und 50 Jahren alt, trägt eine blaue Bluse mit einer großen Kette in Form eines schwarzen Tropfens. Sie hat kinnlange rot-blonde Locken und lächelt freundlich in die Kamera.

© Fröbel e. V./Nathalie Kronast

Unser Ziel ist es, die frühe Begegnung mit Kunst und Kultur in all ihren Facetten in sämtlichen FRÖBEL- Einrichtungen zu stärken. Dies ist unsere konzeptionelle Basis: Erstens sind Partizipation und Selbstbestimmung auch in der kulturellen Bildung unabdingbar. Wir Erwachsenen sollten uns nicht anmaßen, allein zu entscheiden, was in welcher Form für Kinder geeignet ist oder nicht. Zweitens ist ein Bezug zur Lebenswelt und zum Kindergarten-Alltag wichtig. Idealerweise greifen wir Themen auf, die die Kinder gerade besonderes beschäftigen. Drittens: Kulturelle Bildung und Teilhabe ist ein Kinderrecht, nichts Zusätzliches oder etwas mit Event-Charakter.

Daher ist aus unserer Sicht eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Kultureinrichtungen und Kindergärten besonders wertvoll, fruchtbar und nachhaltig. Wir unterstützen unsere Kitas auch beim Abschluss von langfristigen Kooperationen, vermitteln Kontakte und begleiten den Verlauf.

Natalie Kronast, Leitung Kulturelle Bildung und Kooperationen bei der FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH (ca. 180 Kitas bundesweit)

"Gerade ganz jungen Kindern hilft der Bezug zur eigenen Lebenswelt"

Johannes Hauenstein

© Johannes Hauenstein

Mit einer Kollegin habe ich für unsere Vorschulkinder einen wöchentlichen „Weltentdecker-Tag“ eingeführt, an dem wir mit den Kindern Orte ihrer Lebenswelt besuchen. Dazu gehören natürlich auch Museen und Ausstellungen. Hier führen wir die Kinder langsam heran; also beginnen mit einem kleineren, überschaubaren Haus und besuchen erst am Ende des Kita-Jahres ein großes Haus.

Jedes Ankommen ist bewusst gestaltet. Wir beschäftigen uns zum Beispiel mit dem Alter des Gebäudes. Über das Alter der Kinder und Vergleichszahlen, die sie schon kennen, nähern wir uns langsam dieser oft hohen Zahl an. Wenn das Haus durch einen bekannten Architekten gebaut wurde, beschäftigen wir uns auch mit den Buchstaben des Namens. Danach gehen wir gemeinsam zu den Kunstwerken. Jedes Kind bekommt ein Klemmbrett und Malstifte, damit es Skizzen von den Kunstwerken machen kann, die es besonders mag.

Nach dem Besuch arbeiten sie die Skizzen weiter aus. Die Bilder stellen wir später in der Kita aus. Für die Umsetzung in der Einrichtung war entscheidend, dass die Besuche in den Museen für Kita-Gruppen kostenlos sind. Ich würde mir wünschen, dass das überall so ist.

Johannes Hauenstein, Erzieher aus Berlin

"Die Vorbereitung des Besuchs bestimmt den Erfolg"

Ein wesentlicher Bestandteil unserer täglichen Arbeit ist die Projektarbeit. Wir schauen, welche Museen gerade passende Angebote machen. Manchmal sind aber auch angekündigte Ausstellungen der Auslöser, um ein Thema gemeinsam mit den Kindern zu bearbeiten.

Den Besuch bereiten wir gemeinsam mit ihnen vor; fragen nach Erfahrungen, betrachten Fotos vom Museum, nutzen thematisch passende Bilderbücher und besprechen auch den Weg dorthin. Bei den Ansprechpersonen der Ausstellung verschaffen wir uns im Vorfeld einen Überblick über das jeweilige Angebot und besprechen besondere Bedarfe der Gruppe. Wichtig ist uns, dass auch die Begleitpersonen begeistert dabei sind. Dadurch machen sie ganz ähnliche Erfahrungen wie die Kinder und können das Erlebte später besser auf Augenhöhe reflektieren.

Manchmal möchten die Kinder länger an einzelnen Kunstwerken verweilen. Dann weisen wir darauf hin, dass sie mit ihren Familien jederzeit wiederkommen können. Wir wissen, dass viele Familien das später tatsächlich tun.

Christina Langhorst, Kita-Leitung in Bielefeld

"Bewegung, Lauschen, Tasten, Fühlen: Alle Sinne sind gefragt"

Bettina Marsden

© Bettina Marsden

Unsere Kita hat eine langjährige Zusammenarbeit mit dem DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum e. V. Das ermöglicht uns wiederholte Besuche, welche die Kinder sehr lieben. Sie richten ihre Aufmerksamkeit immer stärker auf die Kunstwerke und entdecken jedes Mal etwas Neues, bisher noch nicht Wahrgenommenes. Dafür brauchen sie die Möglichkeit, sich den Ort anzueignen, am besten mit allen Sinnen, durch Bewegung, Singen, Lauschen, Tasten und Fühlen. Der Besuch muss dafür ausreichend Zeit lassen.

Wir beobachten dann, dass Kinder inspirierte und hinterfragende Bürger sind, die deutlich zeigen, was sie anregend empfinden. Und sie weisen auch auf Missstände und Widersprüche hin, was wiederum die Perspektive von uns Erwachsenen sehr bereichern kann. Auch das DFF hat von den Kindern viel gelernt. Die Regeln für den Besuch des Museums und den Weg dahin erarbeiten wir mit den Kindern gemeinsam. Den Fokus legen wir auf das, was die Kinder dürfen, weniger auf die Verbote.

Bettina Marsden, Teamleitung Kita Grüne Soße vom Sozialpädagogischen Verein zur familienergänzenden Erziehung e.V. in Frankfurt am Main

Weiterlesen

Noch mehr Anregungen, Praxistipps und Positionen zur frühkindlichen kulturellen Bildung lesen Sie im Interview „Mit Kita-Gruppen im Museum – Ein Gespräch mit Kita-Leitungen, einem Erzieher und einer Trägervertreterin“, das in der Zeitschrift frühe Kindheit, 5/20 in Herausgeberschaft der Deutschen Liga für das Kind in Familie und Gesellschaft e. V. erschienen ist. 

Alle Projekte
mit Themenfokus

Entdecken Sie konkrete Projekte aus den drei Themenfeldern.

Cookie-Einstellungen

Unsere Webseiten verwenden Cookies zur Verbesserung der Bedienung und des Angebots sowie zur Auswertung von Webseitenbesuchen. Einzelheiten über die von uns eingesetzten Cookies finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.