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Einblick in JuCo III: Die Ergebnisse der Winter-Erhebung im Überblick

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© DKJS

Junge Menschen wollen auch in der Pandemie ihre Zukunft gestalten. Warum die Gesellschaft das Bild einer "verpassten Jugend" korrigieren muss.

Von wegen Regelbrecher:innen: Junge Menschen haben sich und ihren Alltag in der Corona-Krise völlig anders wahrgenommen als ihnen zugeschrieben wird – und es ist Zeit, ihre Perspektive endlich angemessen zu berücksichtigen. Das ist die Kernaussage, die sich für Professor Dr. Wolfgang Schröer von der Universität Hildesheim aus den vor wenigen Tagen veröffentlichten Ergebnissen der Studie "Jugend und Corona (JuCo) III" ergibt. Die AUF!leben-Fachveranstaltung "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche  – Erfahrungen, gute Praxis und Lessons Learned für die Zukunft" in Nordrhein-Westfalen war eine der ersten Plattformen, die frischen Studienergebnisse vorzustellen.

Muss in den Fokus: Erbrachte Leistungen und erworbene Kompetenzen

Bereits in den vorangegangenen Befragungen hat sich gezeigt: Die meisten jungen Menschen stellen ihre Solidarität bei der Bewältigung der Pandemie nicht in Frage. Immer deutlicher aber sagen sie auch: Unsere Perspektiven, Herausforderungen und Bedürfnisse finden immer noch kaum Beachtung. So spreche die Gesellschaft etwa von "Aufholen", was aber völlig unangemessen sei, sagte Professor Schröer. "Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen zwei Jahren viel gelernt und viele Kompetenzen erworben. Digitale Schule zum Beispiel wurde nicht nur von Lehrkräften gemacht, sondern ganz wesentlich auch von den Schülerinnen und Schülern, die das in vielen unterschiedlichen Settings mitgetragen haben.“ In der öffentlichen Debatte gehe es aber vor allem um Defizite. Erbrachte Leistungen und neu erworbene Kompetenzen blieben weitgehend unberücksichtigt. Auch den Begriff "verpasste Jugend" lehnt Schröer in seiner Pauschalität ab.

Jugend mit all ihren Übergängen und Herausforderungen hat stattgefunden, nur eben unter völlig anderen Bedingungen.

Prof. Dr. Wolfgang Schröer

Noch klarer als durch die beiden vorangegangenen Befragungen des Forschungsverbundes zeigte sich: Junge Menschen haben auch in der Pandemie den Wunsch, Pläne zu machen und ihre Zukunft zu gestalten. Wie gut sie sich dabei an die Corona-Bedingungen anpassen können, hängt jedoch vor allem von den institutionellen Rahmenbedingungen in ihrem Umfeld ab:

  • 40 Prozent der Jugendlichen, die sich psychisch belastet fühlen, geben an, dass ihnen Orte zum Abhängen fehlen.
  • 58,1 Prozent der Befragten sagen: Wir werden auch heute noch gar nicht oder eher nicht mehr gehört als zu Beginn der Krise.
  • 61,8 Prozent sehen gar keine oder eher keine Möglichkeiten, politische Entscheidungen zu beeinflussen.
  • Für 34,5 Prozent war die härteste Zeit der Pandemie der Winter 2020 – also die Phase des harten Lockdowns, in denen sowohl Schulen als auch Jugendeinrichtungen geschlossen blieben. Umgekehrt war für 46,8 Prozent die einfachste Zeit der Sommer 2021, indem viele Angebote stattfinden konnten.
  • 22,9 Prozent beklagen eine fehlende professionelle Hilfe oder Beratung für die vielfältigen Übergangssituationen, in denen sie sich befinden.

All das ließe sich auch umkehren, so Professor Schröer:

Junge Menschen, die sich in relativ stabilen institutionellen Gefügen befinden sowie über gute soziale und materielle Ressourcen verfügen, geben eher an, dass sie besser mit der Situation zurechtkommen.

Prof. Dr. Wolfgang Schröer

Es sei Aufgabe der Gesellschaft, breiten Zugang zu diesen institutionellen Gefügen zu schaffen und zu fragen, welche Ressourcen junge Menschen für die vielfältigen Prozesse in ihrem Leben brauchen. "Wir müssen jetzt mit den jungen Menschen ins Gespräch gehen."

Warum Orte und Austausch so wichtig sind

JuCo III zeigt damit deutlich: Angebote der Jugendarbeit machen einen Unterschied. Dabei gehe es nicht nur um die Fachkräfte, sondern vor allem um Strukturen des Austauschs in und zwischen Gruppen Gleichaltriger. Ohne diesen Austausch entstehe schnell der Eindruck, trotz aller Anstrengungen funktioniere überhaupt nichts. Professor Schröer: „Wir müssen aufpassen, dass sich diese Wahrnehmung nicht zu kollektivem Frust verfestigt.“

Über die Studie

Im Verbund mit den Universitäten Frankfurt/Main und Bielefeld forscht das Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim in den Studien "Jugend und Corona“ zu den Auswirkungen der Pandemie auf junge Lebensentwürfe. An der dritten Erhebung im Winter 2021/2022 nahmen 6.159 junge Menschen teil; darunter Schüler:innen, Studierende, Auszubildende, junge Erwerbstätige und junge Menschen in Freiwilligendiensten. Ihr Durchschnittsalter lag bei 20 Jahren. Ziel der Studie ist es, Auswirkungen der Corona-Pandemie in jungen Lebensrealitäten zu erfassen und sichtbar zu machen. JuCo will aber auch und vor allem jungen Menschen eine Stimme geben.

Weiteres Material zu JuCo III

Die Präsentation und den Impulsvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Schröer, junge Stimmen aus JuCo III und den Link zu allen Ergebnissen der Studie finden Sie auf unserer Wissensseite.

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