Poetic Recording

© DKJS/Andi Weiland
Spontan und mit Humor verpackte das Duo Wortwin & Slamson in ihrem zweiten Auftritt die Geschehnisse des Abschlussevents. Sprachlich führten sie die Zuhörenden durch einen Superheldenfilm mit satirisch-schlagfertigem Inhalt. Eine Parallelwelt, in der die Akteure Professor Dr. Wolfgang Schröer alias Professor S., Dr. Miriam Saati alias Dr. Change, Deliah El-Chehade alias Social Project Woman und Fatemah Ahmadi alias Capitan Champions ohne Grenzen gemeinsam die Social Justice League bilden und mit vereinten Kräften die heimtückische Pandemie mit ihren Superkräften bekämpfen.
Poetic Recording

Der Beitrag im Wortlaut
Herzlich Willkommen im Drehbuch unseres neuesten Superhelden-Films, Teil 1 ab Herbst 2020 nur im Kino. Ach nee, wegen Corona verschoben. Teil 1 ab Frühjahr 2021 nur im Kino. Ach nee, wegen Corona verschoben.
Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal.
Herzlich Willkommen im Drehbuch unseres neuesten Superhelden-Films, ab sofort zum Streamen im Internet. Social Justice League – Zukunft ist jetzt!
Eine Kamerafahrt durch einen Wohnbezirk. Die Kamera fährt durch eine Wand in eine Kita, in der mit Dreijährigen ein offener Diskurs über den Mittagsschlaf geführt wird. Die Kamera fliegt weiter in eine Schule, das Bild fängt moderne technische Geräte ein, zwei Lehrpersonen nehmen die Meinungen ihrer Schüler:innen sichtlich richtig doll ernst – in Actionschrift wird eingeblendet „Verhältnis Lehrpersonen zu Schüler:innen EINS ZU ACHT“, die Kamera fliegt weiter zur Uni, inklusive und diverse Gruppen machen gemeinsam Unisport und gehen anderen gut organisierten Freizeitaktivitäten nach, dann taucht die Kamera in den Hörsaal, er ist hell und freundlich, die Präsentation ist in 3D, den Studierenden ist anzusehen, dass sie gerade einfach richtig stressfrei und ohne Druck mega. viel. lernen!
Die Kamera fährt weiter über die Baumwipfel, beschleunigt, rast durch gesunde, grüne Landschaften mit Seen, Flüssen, der ein oder andere mega glückliche Hirsch hüpft durchs Bild, ein Gebäude erscheint am Horizont. Ein altes englisches Schloss, liebevoll instand gehalten, in der Einfahrt stehen Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb.
Die Kamera findet durch ein angelehntes Fenster den Weg ins Herrenhaus, fährt schier endlose Gänge mit schweren Teppichen entlang und wird endlich langsamer, fokussiert von hinten auf eine spitzbübische hellgraue Kurzhaarfrisur, ein weiser Mann sitzt vor einem Buch, und schreibt darin, die Kamera fährt um ihn rum, auf sein Gesicht, das Bild friert ein, bunter Effekt, das Gesicht wird freigestellt, ein Schriftzug erscheint untermalt von Professor Wolfgang Schröer aka Professor S – hat von Hildesheim bis Bielefeld schon alles gesehen. Er startet Zoom und macht seinen Signature Superheldenmove: er stellt eine Frage und 6.000 Leute beantworten sie gleichzeitig.
Die Kamera fährt weiter, biegt von der opulenten Innenarchitektur ab und steuert auf eine schlichte, weiße Bürotür zu, die Tür schwingt auf, dahinter befindet sich ein großes Büro mit vielen Schreibtischen, vielen vielen dutzend dutzend Schreibtischen, an allen wird emsig gearbeitet. In der Mitte steht eine weitere Superheldin, das Bild bleibt stehen, bäm Effekt, bäm Schriftzug bäm
Dr. Miriam Saati aka Doctor Change, Leiterin von Leitungsstäben, jahrzehntelange Erfahrung im Bundesministerium; Ihr Superheldenmove donnert mit beeindruckender Führungskompetenz durch den Raum, Dr. Chance leitet Stäbe, was das Zeug hält.
Die Kamerafahrt geht weiter, wir verlassen das Büro und fliegen durch die Decke in ein anderes Stockwerk.
Wir finden uns in einem vielfältig ausgestatteten Projektraum wieder. Vor einem Flipchart steht Deliah El-Chehade aka Social Project Woman. Sie sieht von oben bis unten engagiert aus, sie betreut Social-Media-Kanäle, macht gleichzeitig journalistische Fotos und empowert junge Menschen. Ihr Superheldenmove ist außergewöhnlich: mit einer eleganten Bewegung geht ein Leuchten durch den Raum, alle Leute um sie herum können plötzlich alles ein bisschen besser.
Die Kamera verlässt den Projektraum wieder und fliegt erst steil nach oben, dann wieder steil nach unten, Fokus auf ein Fußballfeld. Im Sturm steht Fatemah Ahmadi – Captain Champion ohne Grenzen. Sie spielt Fußball wie eine Göttin, bringt währenddessen anderen Fußball bei und als wäre das alles nicht genug, bringt sie Leuten, die anderen Fußball beibringen, bei, wie sie anderen besser Fußball beibringen. Pewwwwwwww.
Ihr Superheldenmove liegt auf der Hand, mit einem siebenfachen Fallrückzieher zimmert sie das Leder von der Mittellinie ins Tor, alle Spieler:innen an denen der Ball vorbeifliegt wissen plötzlich instinktiv was sie damit machen müssen.
In Rückblenden wird die Handlung des Prequels gezeigt, der erste Teil der großen „Social Justice League“-Trilogie: „Zukunft war schon“. Stefan Apel führt mit Grafiken und Diagrammen durch die Handlung des Prequels, mit einem Budget von 72 Millionen Euro ein großer Erfolg und tatsächlich fast 30 Millionen günstiger als veranschlagt. Das Superheldenepos hat über 6000 Projekte ermöglicht und erreichte 285.368 Jugendliche. Die Handlung grob umrissen: Eine hinterhältige Pandemie hat die Weltgemeinschaft überrascht und traf besonders die jüngeren Generationen unerwartet hart.
Als Reaktion wurde die Social Justice League gegründet.
Unter der Leitung von Dr. Change fliegen die Superhelden mit ihrem umweltfreundlichen Biogas-Jet durch die Gegend, um Kindern und Jugendlichen Gehör zu verschaffen. In schnell geschnittenen Bildern wird Social Project Woman gezeigt, die von Veränderung zu Veränderung switcht, dazwischen immer wieder Aufnahmen von Captain Champions ohne Grenzen, die gezwungen ist, sich widrigen Umständen anzupassen. Dann BAM Professor S – mit wehendem Cape erinnert er daran, mit welchen Belastungen junge Menschen zurechtkommen mussten und greift an seinen Ausrüstungsgürtel, an dem seine Geheimwaffen hängen: JuCo 1–3 activate, sagt er.
Dr. Change studiert die Auswertungen, Social Project Woman beginnt aus dem Nichts ein soziales Projekt zu leiten.
Captain Champions ohne Grenzen nimmt erst teil, dann coacht sie, dann entwickelt sie eine App und dann dribbelt sie unversehens Ronaldo aus, sie steckt Messi in die Tasche, sie schaut direkt in die Kamera und sagt: Vielleicht bin ich gar nicht Fatemah Ahmadi. Sondern Manuel Neuer.
Dr. Change stellt das Zukunftspaket vor, mit dem an den Erfolg des Prequels angeknüpft werden und das große Finale der Trilogie finanziert werden soll. Sie schließt mit der Aufforderung, unbequem zu sein, ein Appell, dem die Sitzgelegenheit im Studio unverzüglich Folge leistet.
Die Rückblenden enden, die Social Justice League boarded den Jet und fliegt los.
Der Film nimmt Fahrt auf. Die Held:innen landen, Professor S stellt eine Frage und sofort kommen 6.000 Antworten, auf deren Basis Dr. Change sofort die benötigten Mittel zur Verfügung stellt, mit denen Social Project Woman und Captain Champions ohne Grenzen unverzüglich an die Arbeit gehen, Projekte gründen, leiten, jungen Menschen helfen
und die Welt zu einem besseren Ort für Kinder und Jugendliche machen.
Die Spannungskurve bahnt sich ihren Weg durch Lockdowns, Homeschooling, Infektionswellen eins bis vier und gipfelt in der Bezwingung vom Superbösewicht aller Superbösewichte. Er ist der Schüler von Thanos, denn er ist Präsenzpflicht-Thanos.
Seine Mission: er möchte die Hälfte aller Schüler:innen auslöschen, um den Betreuungsschlüssel zu verbessern, ein mitreißendes Finale.
Es folgt der Abspann, die Schauspieler:innen werden nochmal mit Klarnamen vorgestellt: Jella Hase als Captain Champions ohne Grenzen – ja, white Washing ist ein Problem, Enissa Amani als Social Project Woman, Dunja Hayali als Dr. Change und Professor S, gespielt natürlich von Matthias Schweighöfer.
Nach dem Abspann folgt der Teaser für den dritten Teil des Epos. Captain Champions ohne Grenzen läuft mit einem Fußball unterm Arm über frisch ausgelegten Rollrasen, Dr. Change und Professor S. stoßen von links und rechts dazu, Social Justice Woman jongliert mit drei Fotoapparaten, alle vier schauen eindringlich, aber zuversichtlich in die Kamera. Die Social Justice League kommt wieder. Nach „Zukunft ist jetzt“ und „Zukunft war schon“ im letzten Teil der Trilogie, jetzt bald: „Zukunft kommt noch“. Stay tuned.