Alle Kinder erreichen
Kooperationen und Ressourcen zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Referent: Tobias Münster, TSG Bergedorf
Wie gelingt es, dass Kinder und Jugendliche unabhängig von Herkunft oder Sport-Affinität ihrer Familien Sport in ihren Alltag integrieren? Wie lassen sich nachhaltige Netzwerke im Alltag junger Menschen aufbauen, so dass der Zugang zum Sport nicht dem Zufall überlassen bleibt? Ein Bericht aus der Praxis.
Die TSG Bergedorf ist mit fast 11.000 Mitgliedern einer der größten Sportvereine in Hamburg und bietet im Südosten der Hansestadt wöchentlich etwa 800 Sportangebote pro Woche an. Auch mit der Förderung des Programms AUF!leben sind in den vergangenen Monaten zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche hinzugekommen. Für den Verein sei das durchaus herausfordernd, sagte Tobias Münster in seinem Impuls. "Es ist für unsere Trainingskräfte nicht immer leicht, sich vom Wettkampfgedanken zu lösen." Das sei aber der erste Schritt:
Wir müssen den Kindern und Jugendlichen zunächst vermitteln, wie viel Spaß es macht, sich zu bewegen.
Tobias Münster, TSG Bergedorf
Breitensport, Trendsportarten und ungewöhnliche Formate wie Balkonsport: Auf all das setzt der TSG Bergedorf – und auf enge Kooperationen im Lebensumfeld junger Zielgruppen. "Als Verein müssen wir schon in den Wohnanlagen sichtbar sein", sagte Tobias Münster. Dafür brauche es Schnittstellenarbeit zwischen den Felder Bildung, Jugendhilfe, Stadtentwicklung, Integration und Gesundheit. "Eine Vernetzung braucht es vor allem mit der ambulanten Jugendhilfe. Die Träger und Einrichtungen brauchen Informationen, welche Sportangebote überhaupt vorhanden sind."
Einblick in den Austausch: Interessenskonflikte und immer wieder die Frage nach Geld
Rückfragen aus dem Publikum betrafen vor allem mögliche Interessenskonflikte: Könne hier eine Konkurrenz mit der offenen Kinder- und Jugendarbeit entstehen? Im Gegenteil, sagte Tobias Münster. "Die Träger freuen sich über zusätzliches Know-how und das Material, das wir zur Verfügung stellen. So können sie oft ihre eigenen Angebote erweitern."
Ein weiterer wichtiger Hinweis aus dem Netzwerk: Vernetzung braucht Hauptamt. Eine breite Kooperation auf unterschiedlichen Feldern ließe sich mit ehrenamtlichen Kräften nicht mehr stemmen. Das bestätigte auch Tobias Münster. Die TSG Bergedorf ist neben dem Vereinssportangebot auch als Träger der Kinder- und Jugendhilfe tätig. So betreibt der Verein unter dem Namen "Sportini" fünf Sport- und Bewegungskindertagesstätten und setzt in Schulen Ganztagsangebote um. "Hier haben wir im Vergleich zu anderen Vereinen einen Vorteil, weil wir das Personal haben, das Vernetzungsarbeit übernehmen kann."
Was direkt zur Frage finanzieller Ausstattung führt: Gibt es einen monetären Anreiz für junge Menschen in Vereinen, selbst die Übungsleitung zu übernehmen? Reicht die Kostenübernahme für Familien mit geringem Haushaltsbudget, um echte Teilhabe an Sportangeboten zu erreichen? Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Vereine, die neue Angebote schaffen wollen? Vieles sei hier bereits entstanden, sagte Tobias Münster. "Wichtig ist, dass die Informationen zu den richtigen Personen finden."